Wie bereite ich mein Motorrad für den Einsatz im Gelände vor

Einsatzgebiet "Leicht bis schwer" jedoch nicht extrem

Bevor ich mich mit dem Thema befasse, sollte ich mir im klaren sein, was ich erwarte mit meinem Motorrad zu befahren. Geht es ausschließlich um das befahren einfacher Schotterwege oder will ich mich auf unbefestigtem losem Untergrund fortbewegen. Wird es zu Wasserdurchfahrten kommen und wie tief werden diese im Einzelnen sein. Beabsichtige ich ausschließlich am Tage oder auch in der Dunkelheit zu fahren. Es ist also von Bedeutung was genau ich vorhabe.

Wahl der Reifen "Trail oder Enduro"

Zumeist werden die Enduros / Reiseenduros auf Straßenreifen ausgeliefert bzw. verkauft. soll es aber abseits der Straße gehen, dann ist in 95 % der Fälle zumindest ein Trailreifen unabdingbar. Dieses gilt aber auch nur so lange wie es um trockenen und mehr oder weniger festen Untergrund geht. Ein Regenschauer kann dem Vorankommen mit einem solchen Reifen ein jähes Ende bereiten. Denn mit seinem geringen negativ Profil ist er kaum im Stande sich dann noch mit dem Untergrund zu verzahnen. Die Weiterfahrt gleicht dann einer Fahrt aus Eis und wird zur bitteren Rutschpartie.


Bild 1 ist ein 20/80 und Bild 2 ist ein 50/50



Es gibt zahlreiche Varianten von Offroadreifen die sich bis auf die Vollstollen Reifen, prozentual für die Straße und das Gelände aufteilen. So wird umgangssprachlich häufig von 80/20 oder 50/50 Reifen gesprochen. Hierbei handelt es sich dann um 20 % Gelände und 80 % Straße oder eben wie im zweiten Fall um 50:50 zu gleichen Teilen.

Bereits mit einem 20/80 Reifen lässt sich einiges mehr als mit einem Trailreifen anstellen. Sie haben bereits deutlich mehr negativen Profilanteil, haben aber auch sehr große und flache Stollen, die deutlich besser für die Straße geeignet sind. Große und flache Stollen haben eine deutlich größere Festigkeit als eben lange und schmale. Bei einem 50:50 Reifen sind es meist auch große und breite Stollen, aber eben auch mit noch größerem negativ Profilanteil.

Das Negativ Profil ist hierbei wichtig im Gelände, um Dreck aufzunehmen und dadurch das Fortbestehen der Verzahnung mit dem Untergrund zu gewährleisten. Der große Negativanteil im Profil ist aber auch in der Lage sich selber dadurch ohne große Nachhilfe zu reinigen und so seine Eigenschaft zu bewahren. Wenn ich um diese Schwäche an meinem Reifen weiß, ist es oft ratsam bei der Fahrt die Gelegenheiten von Pfützen auszunutzen und das Profil bei deren Durchfahrt zu waschen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Offroadreifen auf der Straße selten die Kilometerleistung erzielt die ein Straßenreifen schafft. Etwas besser sieht es hier immer mit den 20/80 Reifen aus. Je höher der Anteil für das Gelände, desto weniger Kilometer auf der Straße. Also wieder einmal ist die Frage, was habe ich genau geplant?

Ergänzend wären noch hierbei die Felgen zu erwähnen. Wenn ich bereits im Vorfeld weiß, dass ich gerne off-road fahre, sollte ich Wert darauf legen gespeichte Räder und keine Gussfelgen zu verwenden. Sie sind widerstandsfähiger und im geringen Schadensfall über die Speichen wieder zu richten. Gussräder laufen schneller Gefahr zu brechen, anders verhalten sich Speichenräder die nicht so starr sondern flexibler sind.

Schutz des Kraftrades vor äußerlicher Krafteinwirkung

Im Geländeeinsatz ist das Motorrad vielen zusätzlichen Einflüssen ausgesetzt, die es so auf der Straße nicht gibt. Das Fahrwerk wird um ein vielfaches mehr und heftiger beansprucht als auf der Straße. Sämtliche Anbauteile, insbesondere abstehende oder gläserne sind der Steinschlaggefahr deutlich höher als auf dem Asphalt ausgesetzt. Und durch das erhöhte Sturzrisiko, wenn auch bei geringerer Geschwindigkeit, ist natürlich auch die Gefahr eines Schadens größer. Was kann ich also im Einzelnen für mein Bike allgemein oder auch im speziellen im Vorfeld tun?


Bild 1 erweiterter Unterbodenschutz Bild 2 Steinschlagschutz Hauptscheinwerfer



Besonders der Unterboden, in der Regel die Auspuffkrümmer und der Motorblock sind hier besonders gegen sich aufbäumende oder aufgeschleuderte Gegenstände zu schützen. Oftmals wird dieses vom Hersteller zwar berücksichtigt, aber leider nicht im erforderlichen Maße. Kein oder ein zu kleiner oder zu schwacher Schutz kann so sehr schnell zu kostspieligen Schäden führen. Daher gehört ein ausreichender und stabiler Unterbodenschutz unter das Bike. Was für ein Motor hat Dein Bike? Handelt es sich um einen Einzylinder, um einen Boxer oder einen V oder Reihenmotor. Speziell im Falle des Boxers sind Sturzbügel und Zylinderschutz unerlässlich. Die hervorstehenden dünnwandigen Zylinderköpfe sind beim Sturz sonst einem Schaden schutzlos ausgesetzt. Bei anderen Bikes kann es der hervorstehende Kupplungsdeckel oder im besonderen Falle die Auspuffanlage sein, die einem besonderen Schutz bedarf. Hier kann eine Kunststoffabdeckung oder dünnwandige Aluminiumabdeckung bereits einfachen aber effektiven Schutz bieten.


Häufig ist es vom Hersteller ab Werk bewusst gewollt, Fahrwerkskomponenten wie zum Beispiel Federbeine auf Grund ihrer Optik deutlich sichtbar zu verbauen. Das Federbein wird auf Grund dieser Bauart aber unnötig dem Einfluss von Dreck, Schlamm und Steinen ausgesetzt. Das wiederum mag das Federbein ganz und gar nicht und ist so der übermäßig Abnutzung ausgesetzt. Es gilt hier also einen entsprechenden Schutz zu gewährleisten.


Inzwischen werden auch am Motorrad hochwertige und kostspielige Scheinwerfer verbaut, die wenn es zum Schaden kommt schnell im vierstelligen Euro Bereich liegen. Daher ist es durchaus sinnvoll hier einen Schutz durch Gitter oder Plexiglasvorbau zu gewährleisten.


So wie die hier genannten Komponenten kann es individuell am Bike weitere schutzwürdige und sinnvolle Maßnahmen geben. Es empfiehlt sich hier im speziellen mit dem sachkundigen Händler Rücksprache zu halten und so wertvolle Infos zu erlangen. Und wie bereits zuvor angesprochen vielleicht schon beim Kauf auf die Verwendung hinzuweisen. Ein anständiger und sachkundiger Verkäufer wird hier bereits bei der Vorbereitung unterstützen und so vielleicht schon einen Fehlkauf vermeiden.

Bauartspezifische Vorbereitung

Das Thema überschneidet sich ein wenig mit dem vorausgehenden. Hier spreche ich mal zum Beispiel die BMW mit ihrem Kardan Antrieb an. Wenn es zum Beispiel um Wasserdurchfahrten geht, dann ist man schnell im Glauben, dass an der GS dieses Thema keiner großen Bedeutung zukommt. Der Kardan hat keine Kette, die Luft wird weit oben unterhalb vom Scheinwerfer angesaugt, das sollte doch dann kein Problem darstellen. Grundsätzlich kann man hier sagen, dass es auch so zutrifft, wenn das Wasser nicht tiefer als bis zu Achse ist. Ist es aber noch tiefer, dann gelangt die Entlüftung am Kardan unter Wasser. Es besteht die Gefahr, das über diese Entlüftung unbemerkt Wasser in den Kardan gelangt. Das wiederum führt zur Korrosion und kann das Getriebe darin schädigen. Hier wäre es sinnvoll bei tieferen Durchfahrten die Öffnung der Entlüftung mittels eines Schlauches an eine höhere Stelle dauerhaft zu verlegen.

Extras vor allem bei regelmäßiger Verwendung

Wer oft und viel im Gelände unterwegs ist, wird auch hier im besonderen es zu schätzen wissen, wenn hochwertige Komponenten zum Beispiel für das Fahrwerk verbaut sind. Dämpfer von namhaften Herstellern sind speziell auf das Fahrergewicht und Gepäck ausgelegt und erfüllen nicht nur eine Standardnorm.


Ein besonders wichtiger Punkt ist das Gewicht im Gelände. Es gilt an diesem zu sparen wo es nur möglich ist, insbesondere dann, wenn die Fahrten nicht von einem Basislager ausgehende starten und das Gepäck daher immer mitgeführt wird. Daher ist es im Geländeeinsatz von Vorteil, hier leichtes Gepäck, sogenanntes "Heavy Duty" oder auch "Soft Luggage" zu verwenden. Das sind Taschen aus widerstandsfähigem Codura die wesentlich weniger wiegen als Aluboxen. Sie schützen ferner Bike und Fahrer vor Schäden und Verletzungen.


Bild 1 Soft Luggage



Für Fahrten in der Dunkelheit ist es sehr zu empfehlen Zusatzscheinwerfer am Bike anzubringen. Anders als auf der Straße haben wir hier keine reflektierenden Komponenten, die es erleichtern die vor uns liegende Fahrbahn zu erkennen. Daher brauchen wir hierfür eine stärkere Lichtquelle die diesen Faktor ausgleicht und für gute Sicht im Gelände sorgt.


Bild 1 Zusatzscheinwerfer



Es gibt auf dem Markt fast alles zu Kaufen um es zu schützen. Es ist kommt aber darauf an, das notwendige zu verbauen und nicht einen Panzer daraus zu machen, den was ist ein Panzer bekanntlich? Schwer wie sau und das wollen wir ganz sicher nicht sein.



Copyright Marcus G. Griffiths 2021

Über den Autor

abenteuerlustig, ein wenig durchgeknallt, anders als andere, Hundeliebhaber, Elektronik Fan, Zocker, mit dem Alter nicht zur Ruhe zu bringen

Marcus gary_on_adventure

Kommentare 1

  • Ich finde es gut, das hier in der Motobike auch auf solche ( für mich ) „ich denke, da bin ich nicht alleine“ Themen eingegangen wird…ein deutlicher positiver Aspekt 👍🏼